“In Paarhaushalten mit Kindern steigt die Beteiligung von Frauen an ehrenamtlichen Aktivitäten, je kürzer ihre Erwerbsarbeitszeiten sind, während bei Männern das ehrenamtliche Engagement mit steigender Arbeitszeit wächst. Die stärkere zeitliche Forderung von Frauen zeigt sich auch unter Personen mit Führungsaufgaben im Ehrenamt. Insbesondere verheiratete Frauen und jene mit Kindern investieren wöchentlich deutlich weniger Zeit in ihre ehrenamtliche Führungstätigkeit als verheiratete Männer und Männer mit Kindern. Ehrenamtlich in Führungspositionen tätige und berufstätige Frauen sind eher kinderlos und geschieden als ehrenamtlich in Führungspositionen tätige und berufstätige Männer.” (Gleichstellungsbericht Bundesregierung 2011)
Forderung Deutscher Frauenrat (2021):
“Der Deutsche Frauenrat fordert: Die Landesgesetzgeber müssen Regelungen für eine Bildungszeit schaffen, die in Hinblick auf Rechtsanspruch, Anspruchsdauer, Bildungsinhalte und Finanzierung bundesweit einheitlich sind. Neben dem Anspruch auf politische und arbeitsweltbezogene Bildung muss auch ein Anspruch der Beschäftigten auf Freistellung für die Qualifizierung zur Wahrnehmung ehrenamtlicher Tätigkeiten von fünf Tagen pro Kalenderjahr unter Fortzahlung der Bezüge gegenüber derdem Arbeitgeberin geschaffen werden. Weiterbildungsangebote von bundesweit tätigen Verbänden und Vereinen müssen im Rahmen der Weiterbildungsgesetze bundesweit Anerkennung finden können, ohne in jedem einzelnen Bundesland ein Anerkennungsverfahren zu durchlaufen.” Spoiler: In Bayern gibts nicht mal ein Bildungsurlaubsgesetz…
Forderung Deutscher Frauenrat (2021):
“Die Bundesregierung muss gemeinsam mit den Bundesländern Kriterien für einen bundesweit einheitlichen Nachweis über im Ehrenamt erworbene Kompetenzen entwickeln, der auch Akzeptanz bei Arbeitgeberinnen findet. Vereine und Verbände sollen ihren Ehrenamtlichen einen solchen Nachweis ausstellen können. Die Bundesregierung soll eine Bundesstelle für die Anerkennung im Ehrenamt erworbener Kompetenzen benennen. Die Bundesregierung muss sich dafür einsetzen, dass im Ehrenamt erworbene Kompetenzen Anerkennung im Europäischen Qualifikationsrahmen für lebenslanges Lernen (EQR) finden.”* Hinweis: Ehrenamtsnachweis Bayern.
Europäische Akademie für Frauen in Politik und Wirtschaft Berlin e.V.: “Mit Kind in die Politik” (2023)
DRK-Sicherheitsforschung: INKA, “Auch in Zukunft attraktiv: Ehrenamt im Katastrophenschutz” 2015 (https://www.drk.de/fileadmin/user_upload/Forschung/weitere_Publikationen/Broschuere_Ehrenamt_Katastrophenschutz_web.pdf):
Dr. André Christian Wolf, Prof. Dr. Annette Zimmer: “Balanceakt hoch drei: Expertise zur Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Engagement bei Führungskräften in Nonprofit-Organisationen”
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend:
Quantitativ: “Blicken wir ausschließlich auf Personen im Familienalter (25 bis 54 Jahre), zeigt sich, dass der Geschlechterunterschied so gering ist, dass wir in dieser Altersgruppe von einer gleichgewichtigen Beteiligung von Frauen und Männern im freiwilligen Engagement ausgehen können. Insgesamt beträgt der Anteil freiwillig Engagierter in dieser Altersgruppe 45,9 Prozent bei Frauen und 45,7 Prozent bei Männern.”
Thematisch: “Männer und Frauen engagieren sich zu unterschiedlichen Anteilen in den vierzehn gesellschaftlichen Bereichen freiwillig (Abbildung 2). Die größte geschlechtsspezifische Differenz findet sich für den Bereich Sport und Bewegung. Der Anteil freiwillig engagierter Frauen liegt in diesem Bereich um 6,5 Prozentpunkte unter dem der Männer. Größere Geschlechterunterschiede finden sich ebenfalls für den Bereich Unfall- oder Rettungsdienst und Freiwillige Feuerwehr und den Bereich der Politik und der politischen Interessenvertretung (jeweils zugunsten der Männer) sowie für den kirchlichen oder religiösen Bereich, den sozialen Bereich sowie den Bereich Schule oder Kindergarten (jeweils zugunsten der Frauen). In den anderen gesellschaftlichen Engagementbereichen unterscheiden sich die Anteile freiwillig Engagierter zwischen Frauen und Männern lediglich um maximal zwei Prozentpunkte, wie im Bereich Freizeit und Geselligkeit.”
Managementrollen: “Freiwillig engagierte Männer üben in allen Altersgruppen, mit Ausnahme der 14- bis 19-Jährigen, statistisch signifikant häufiger eine Leitungs- oder Vorstandstätigkeit im Engagement aus als freiwillig engagierte Frauen (Abbildung 4). In den höheren Altersgruppen sind diese Geschlechterunterschiede am stärksten ausgeprägt. Mit Anteilen von 44,6 Prozent und 44,3 Prozent üben freiwillig engagierte Männer in den Altersgruppen 60 bis 64 Jahre und 65 bis 69 Jahre am häufigsten eine Leitungs- oder Vorstandstätigkeit im freiwilligen Engagement aus, aber nur ein Viertel der freiwillig engagierten Frauen in diesen Altersgruppen tun dies. Am größten ist der Geschlechterunterschied hinsichtlich der Leitungs- oder Vorstandstätigkeit im freiwilligen Engagement in der Altersgruppe 75 Jahre und älter. Am kleinsten sind die Unterschiede in den beiden jüngeren Altersgruppen von 20 bis 24 Jahren und 25 bis 29 Jahren. Der höchste Anteil von freiwillig engagierten Frauen, die eine Leitungs- oder Vorstandstätigkeit im freiwilligen Engagement ausüben, zeigt sich bei den 55- bis 59-Jährigen.”
Motivlage für Engagement ähnlich zwischen den Geschlechtern; Unterschiede müssen also in den Lebensumständen liegen.
Kinder als Gelegenheit für Engagement: “Diese Elternrolle, im Sinne des Zusammenlebens mit einem Kind oder mehreren Kindern unter 14 Jahren, kann sich positiv auf das Engagement auswirken, weil damit Gelegenheiten oder aber Notwendigkeiten einhergehen, sich in Zusammenhängen und Organisationen freiwillig zu engagieren, die eine Rolle bei der Betreuung oder Ausbildung der Kinder spielen (zum Beispiel der Sportverein, die Musikschule, der Kindergarten oder das Gymnasium). Eine stärkere Wirkung bei Müttern als bei Vätern könnte sich aus einer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung ableiten, wenn Mütter noch stärker als Väter die Zuständigkeit für die Betreuung und Erziehung der gemeinsamen Kinder übernehmen und ein freiwilliges Engagement, das auch dem eigenen Kind zugutekommt, zu diesem Aufgabenspektrum der Mütter gehört.”
Je älter die Kinder, desto mehr Engagement der Eltern: “Während von den Müttern mit einem Kind unter drei Jahren im Haushalt 41,6 Prozent freiwillig engagiert sind, sind es bei den Müttern mit einem sechs- bis unter 14-jährigen Kind im Haushalt 60,4 Prozent, die sich freiwillig engagieren. Dies ist ein Unterschied von fast 20 Prozentpunkten; bei den Vätern macht dieser Unterschied nach dem Alter des jüngsten Kindes im Haushalt nur gut zehn Prozentpunkte aus. Da mit steigendem Alter des (jüngsten) Kindes im Haushalt auch die Betreuungsaufgaben geringer werden, steigen zeitliche Ressourcen für freiwillige Tätigkeiten wieder an. Außerdem bieten sich neue Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten für freiwilliges Engagement der Eltern innerhalb von Betreuungseinrichtungen und über die Freizeitaktivitäten der Kinder, beispielsweise im Sport- oder im Musikverein.”
Abhängigkeit Engagement / Arbeitszeit: “Der Anteil engagierter Frauen ist bei denjenigen, die einer Teilzeitbeschäftigung nachgehen, höher als bei Frauen, die einer Vollzeitbeschäftigung nachgehen (Abbildung 7). Bei den Männern ist dies umgekehrt: Vollzeiterwerbstätige Männer engagieren sich anteilig häufiger freiwillig als teilzeitbeschäftigte. In Deutschland sind Teilzeitstellen bei Frauen jedoch viel weiter verbreitet als bei Männern, die nur sehr selten in Teilzeit beschäftigt sind: 2014 ist von den erwerbstätigen Frauen rund die Hälfte in Teilzeit beschäftigt, während es bei den Männern weniger als ein Zehntel sind (Statistisches Bundesamt 2016). Die Zahlen des Deutschen Freiwilligensurveys bestätigen diese Verteilung auch für die Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen (vgl. Tabelle 1).”
Hohes Engagement bei Beamt*innen und Selbststsändigen: “Die Anteile freiwillig Engagierter nach der beruflichen Stellung zeigen für Frauen und Männer ein ähnliches Muster. Die höchsten Anteile freiwillig engagierter Frauen und Männer im Alter von 25 bis 54 Jahren liegen mit 60,2 Prozent beziehungsweise 61,3 Prozent bei den Beamtinnen und Beamten vor und mit je 53,4 Prozent bei den selbstständigen Frauen und Männern. Deutlich geringer sind die Anteile freiwillig Engagierter bei Angestellten und insbesondere bei Arbeiterinnen beziehungsweise Arbeitern, wobei hier die Männer noch etwas häufiger freiwillig engagiert sind (33,1 Prozent) als die Frauen (30,7 Prozent) (Abbildung 8).”
Hohes Engagement von Frauen in Schule und Kita: “Die Ergebnisse zum Engagementbereich Schule oder Kindergarten lassen auf weiterhin bestehende Muster einer traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung schließen. Kinder unter 14 Jahren im Haushalt sind vor allem für Mütter ein Anknüpfungspunkt zum freiwilligen Engagement. Hier scheinen auch Zeitrestriktionen eine geringere Rolle zu spielen; zwar sind teilzeitbeschäftigte Mütter anteilig häufiger freiwillig engagiert als vollzeitbeschäftigte Mütter, Letztere sind aber deutlich häufiger freiwillig engagiert als Väter jeden Erwerbsstatus.”
Gründe für unterschiedliches Engagement: *“Das freiwillige Engagement von Frauen und Männern ist besonders im mittleren Lebensalter geprägt von ihrer jeweiligen Lebenssituation im Hinblick auf Beruf und Familie. Im statistischen Durchschnitt unterscheiden sich die Vereinbarkeitsstrategien von Frauen und Männern dabei deutlich, wobei nach wie vor auch Muster der traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung zum Tragen kommen. Zeitrestriktionen, die das Ausüben einer freiwilligen Tätigkeit erschweren könnten, bestehen nicht nur aufgrund der Erwerbsarbeit, sondern auch aufseiten der Familienarbeit. Frauen sind dadurch möglicherweise eingeschränkter in der zeitlichen Flexibilität und dem zeitlichen Aufwand für freiwilliges Engagement als Männer. Wenn Frauen den Großteil der Aufgaben übernehmen, die Haushalt und Sorgearbeit für eigene Kinder betreffen, geht damit meist ein hoher zeitlicher Aufwand einher. Im Alltag sind durch die institutionelle Betreuungssituation der Kinder häufig auch starre zeitliche Rahmen gesetzt. Die Kinder müssen beispielsweise zu festen Zeiten vom Kindergarten oder von der Schule abgeholt werden. *
Die unterschiedliche Bedeutung familialer und beruflicher Aufgaben für das freiwillige Engagement von Frauen und Männern zeigt sich auch, wenn man betrachtet, warum Personen keiner freiwilligen Tätigkeit nachgehen (Müller & Tesch-Römer 2017): Während Männer mit 56,1 Prozent deutlich häufiger berufliche Hinderungsgründe anführen als Frauen (47,2 Prozent), nennen Frauen zu wesentlich höheren Anteilen (38,7 Prozent) familiäre Hinderungsgründe als Männer (24,1 Prozent). Ein ganz ähnliches Ergebnis zeigt sich hinsichtlich der Beendigungsgründe für früheres freiwilliges Engagement: 42,1 Prozent der Frauen, die früher einmal freiwillig engagiert waren, geben für die Beendigung berufliche Gründe an, jedoch 53,3 Prozent der Männer. Familiäre Beendigungsgründe werden von 36,9 Prozent der ehemals freiwillig engagierten Frauen, aber nur von 19,1 Prozent der Männer genannt.”
Erklärung Unterschiede Managementrollen: “In der Altersgruppe der 25- bis 54-Jährigen haben (wie in anderen Altersgruppen auch) Frauen zu geringeren Anteilen eine Leitungs- oder Vorstandsposition im Engagement als Männer. Möglicherweise üben Frauen seltener als Männer eine Leitungs- und Vorstandstätigkeit im Engagement aus, weil es zu schwierig ist, diese mit beruflichen und familialen Tätigkeiten zu vereinbaren: Häufig sind diese freiwilligen Tätigkeiten mit einem hohen zeitlichen Aufwand und starren zeitlichen Verpflichtungen verbunden, etwa wenn Gremiensitzungen zu wenig familienfreundlichen Zeiten am späten Abend oder am Wochenende stattfinden. Dass vor allem Männer ohne eigene Kinder unter 14 Jahren im Haushalt Leitungs- und Vorstandstätigkeiten im freiwilligen Engagement übernehmen, mag auch an Geschlechterstereotypen liegen: So sind Männer auch im Erwerbsleben häufiger in Leitungs- und Vorstandsfunktionen tätig. Die Zuschreibung, dass sie eher als Frauen mit den erforderlichen Aufgaben vertraut sind, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass sie auch im Engagement diese Rollen übertragen bekommen und übernehmen.”
In dieser Rubrik greifen wir Rotkreuz-Jahrestage des aktuellen Monats auf, die wir der gleichnamigen Kategorie der Rotkreuz-Enzyklopädie roter-kreis.de von Franz Philippe Bachmann entnehmen. Es lohnt sich nicht nur die unerwähnten Jahrestage des aktuellen Monats nachzuschlagen, sondern auch andere Artikel dieses umfangreichen, gut recherchierten und liebevoll gepflegten Werks zu lesen. Übrigens, die Auswahl eines guten Artikels kannst du auch dem Zufall überlassen.
Von 23. April 1951 datiert das Gesetz zur Sammlung von Nachrichten über Kriegsgefangene, festgehaltene oder verschleppte Zivilpersonen und Vermißte.
Jule engagiert sich seit 2009 im Münchner Roten Kreuz. Sie wurde durch einen Aktionstag auf dem Marienplatz auf die Engagementangebote des Kreisverbands aufmerksam.
Aktuell ist sie als Leiterin soziale Aufgaben Teil der Bereitschaftsleitung von Nord 2. Sie berät unter anderem potenzielle Neu-Mitglieder, organisiert Team-Building-Maßnahmen, Ausflügen und Feierlichkeiten.
Außerdem war sie Gruppenleiterin im Jugendrotkreuz. In der Amtszeit 2017 bis 2021 vertrat sie das Jugendrotkreuz im Vorstand. [Foto: Privat]
Julian engagierte sich bereits 1994 im Schulsanitätsdienst, der von den Maltesern betreut wurde. Über einen Klassenkamerad wurde er auf das Rote Kreuz aufmerksam, das die besseren Sanitätswachdienste hatte. Heute sagt er, gäbe es tausend andere Gründe im Roten Kreuz zu bleiben, die nichts mit Sanitätswachdiensten zu tun hätten.
Seit 1999 ist er im Roten Kreuz aktiv, seit 2013 als Bereitschaftsleiter in der Münchner Bereitschaft Nord 2.
Er ist außerdem Organisatorischer Leiter Rettungsdienst (OrgL) der Stadt München und Beauftragter für den Katastrophenschutz.
In der Amtszeit 2017 bis 2021 war er 2. stellvertretender Vorsitzender des Kreisverbands. [Foto: Privat]
Gabriel Bücherl (links im Bild) gehört quasi zum Inventar des Roten Kreuzes in München. Er engagiert sich unter anderem in der Öffentlichkeitsarbeit, der Bildungsarbeit, der Wohlfahrts- und Sozialarbeit und dem Katastrophenschutz. Am liebsten macht er “tolle Projekte mit tollen Leuten”. Dann ist ihm auch der Bereich, in dem das geschieht, fast egal. Als Konventionsbeauftragter des Münchner Kreisverbandes beschäftigt er sich mit dem Humanitären Völkerrecht und der Verbreitungsarbeit.
Er ist – zusammen mit Martin Krumsdorf – Co-Host des Podcasts »7 Gute Gründe« und ab und zu sogar im eigenen Podcast zu Gast. [Foto: privat]
Martin ist Software Engineer, Rotkreuz-Evangelist, Podcasthörer und Podcaster mit Freude an Musik, Technik, Netzpolitik, Politik, Essen und Gutmenschen.
Er ist – zusammen mit Gabriel Bücherl – Co-Host des Podcasts »7 Gute Gründe« und ab und zu sogar im eigenen Podcast zu Gast. [Foto: Privat]