34. Internationale Konferenz (2024) [7GG90]

Veröffentlicht am 8.12.2024, 06:20
Logo zur Episode mit dem Titel »34. Internationale Konferenz (2024)«. Zu sehen ist außerdem ein abgeschnittenes Rotes Kreuzs mit vier Quadraten, die den Titel »7 Gute Gründe« des Podcasts beinhalten sowie Symbole für Sprechblasen, Menschen und ein Mikrofon.
Dr. Katja Schöberl, Referentin für Internationale Beziehungen / Advisor Political und Movement Relations im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), gibt uns zum zweiten Mal spannende Einblicke in die Internationale Konferenz der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung. Diesmal von der 34. Ausgabe der Internationalen Konferenz, die Ende Oktober 2024 in Genf stattfand. Unter dem Motto »Ungewissheit bewältigen - Menschlichkeit stärken« kamen Vertreter:innen der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung mit denen der Vertragsstaaten der Genfer Abkommen zusammen. Wir sprechen über Katjas Rolle im DRK, die umfangreichen Vorbereitungen auf die Konferenz und die zentralen Themen wie humanitäres Völkerrecht, digitale Sicherheit in Konflikten, Klimakrise und die Stärkung nationaler Gesellschaften. Außerdme teilt Katja ihre persönlichen Erlebnisse mit uns und erklärt, wie Resolutionen entstehen, warum die Internationale Konferenz so besonders ist, welche Rolle »Konsens« dabei spielt und was die Ergebnisse der Konferenz für die Zukunft der humanitären Arbeit bedeuten. Viereinhalb Jahre und genau 70 Folgen ist es her, dass Katja das letzte Mal da war. Falls ihr die Folge 20 noch nicht gehört habt oder nicht mehr in Erinnerung habt, könnt ihr die heutige Folge trotzdem anhören. Die wichtigsten Grundlagen haben wir kurz wiederholt.

Show Notes

  1. Hinweis: Das Gespräch haben wir am 15.11.2024 aufgezeichnet.
  2. Dr. Katja Schöberl arbeitet im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) als Referentin für Internationale Beziehungen / Advisor Political und Movement Relations.
  3. Katja war schon Mal zu Gast in unserer Folge 20 über die 33. Internationale Konferenz: 7gutegruende.de/20
  4. Die 34. Internationale Konferenzfand vom 28.10.2024 bis 31.10.2024 in Genf statt.
    1. rcrcconference.org
    2. Dokumente wie Concept Note, angenommene Resolutionen, Agenda und Programm: https://rcrcconference.org/about/34th-international-conference/documents-34th-international-conference/
    3. Side Events “neben” der Internationalen Konferenz
    4. Pledges
    5. Datenbank mit Pledges/Selbstverpflichtungserklärungen und Reports/Berichte und hier gefiltert mit dem Suchwort »german« https://rcrcconference.org/about/pledges/search/?q=german
  5. Vorabreport (“challenges report”) zum humanitären Völkerrecht: https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/10/34IC-IHL-Challenges-Report-EN.pdf
    1. Schlussfolgerung am Ende dieses Papiers (übersetzt aus dem Englischen):
    2. Die vier Genfer Konventionen von 1949, die grundlegenden Verträge des humanitären Völkerrechts, wurden vor 75 Jahren angenommen. Sie haben sich als bemerkenswert erfolgreich erwiesen. Zusammen mit dem humanitären Völkerrecht im Allgemeinen haben sie eine außerordentliche Beständigkeit bewiesen und genießen die uneingeschränkte Unterstützung aller Staaten. In einer Zeit, in der weltweit mehr als 120 bewaffnete Konflikte andauern, retten sie Leben und schützen die Menschenwürde - Tag für Tag.
    3. Doch zahlreiche Herausforderungen bleiben bestehen. Das IKRK betont seit Jahrzehnten, dass die größte Herausforderung für das humanitäre Völkerrecht in der mangelnden Achtung des Rechts besteht. Vorsätzliche Verstöße gegen das humanitäre Völkerrecht geben nach wie vor Anlass zu großer Sorge. Unzulänglichkeiten bei der Umsetzung des humanitären Völkerrechts schwächen die Einhaltung in der Praxis. Darüber hinaus haben verschiedene zweckdienliche Auslegungen des humanitären Völkerrechts - die oft auf dem Höhepunkt eines bewaffneten Konflikts vorgebracht werden, um den Spielraum der Staaten für Tötungen und Inhaftierungen zu vergrößern - dazu beigetragen, seine Schutzwirkung zu untergraben.
    4. Diesen zersetzenden Tendenzen muss Einhalt geboten werden. Die Staaten müssen gemeinsam handeln, um die Achtung des humanitären Völkerrechts zu einer Priorität zu machen. Die Welt braucht ein robustes, schützendes Recht für bewaffnete Konflikte - ein Recht, auf das man sich verlassen kann, um Leben zu retten. Das IKRK hofft, dass dieser Bericht dazu beitragen kann, einige der wichtigsten Herausforderungen des humanitären Völkerrechts zu beleuchten, den politischen Willen zu ihrer Bewältigung zu wecken und schließlich eine Kultur der Einhaltung des humanitären Völkerrechts zu schaffen, um die Menschheit in Konflikten zu schützen, jetzt und in Zukunft.
    5. Zu diesem Themenbereich hat sich auch Mirjana Spoljaric-Egger, Präsidentin des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) beim Deutschlandfunk geäußert: https://www.deutschlandfunk.de/deutsche-humanitaere-hilfe-genug-interview-mit-mirjana-spoljaric-praes-ikrk-dlf-48fb879a-100.html
  6. Verabschiedete Resolutionen der 34. Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Konferenz (inhaltlich kurz zusammengefasst mit Notebook LM)
    1. Die 34. Internationale Konferenz der Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung hat fünf Resolutionen verabschiedet, die darauf abzielen, humanitäre Lösungen für globale Herausforderungen voranzutreiben.
    2. Überblick über die fünf Resolutionen
      • Resolution 1: “Building a universal culture of compliance with international humanitarian law”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R1-IHL-EN.pdf Diese Resolution fördert das humanitäre Völkerrecht (HVR), indem sie die Staaten ermutigt, die universelle Achtung des HVR zu unterstützen, einschließlich des Schutzes von Zivilisten und humanitären Helfern.
      • Resolution 2: “Protecting civilians and other protected persons and objects against the potential human cost of ICT activities during armed conflict”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R2-ICT-EN.pdf Angesichts der eskalierenden Risiken der digitalen Kriegsführung sendet dieser Vorschlag ein klares Signal, dass alle Staaten und Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften die potenziellen menschlichen Kosten böswilliger IKT-Aktivitäten anerkennen und sich verpflichten, Zivilisten und kritische Infrastruktur vor Cyberangriffen zu schützen.
      • Resolution 3: “Strengthening disaster risk governance through comprehensive legal and regulatory frameworks”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R3-Disaster-Law-EN.pdf Diese Resolution fordert umfassende Rechtsrahmen, um das Katastrophenrisikomanagement zu verbessern und die globale Widerstandsfähigkeit gegenüber Katastrophen zu stärken.
      • Resolution 4: “Enabling local leadership, capacity and delivery in principled humanitarian action and strengthening resilience”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R4-Local-Action-EN.pdf Diese Initiative betont die lokale Eigenverantwortung und fördert nachhaltige, gemeinschaftsgeführte Reaktionen auf Krisen, indem sie lokale Akteure in humanitären Hilfsmaßnahmen stärkt.
      • Resolution 5: “Protecting people from the humanitarian impacts of extreme climate and weather events: Working together to strengthen anticipatory action”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R5-Anticipatory-Action-EN-1.pdf Als Reaktion auf die wachsende Bedrohung durch den Klimawandel fordert diese Resolution vorausschauendes Handeln und globale Zusammenarbeit, um die humanitären Folgen extremer Wetterereignisse auf die am stärksten gefährdeten Menschen zu mildern.
      • Zusätzliche Resolution:
        • Zusätzlich zu den fünf Hauptresolutionen wurde eine weitere Resolution verabschiedet, die sich auf die Implementierung der Vereinbarung zwischen Magen David Adom in Israel und der Palästinensischen Rotkreuzgesellschaft konzentriert:
        • Resolution 6: “Implementation of the Memorandum of Understanding and Agreement on Operational Arrangements dated 28 November 2005 between Magen David Adom in Israel and the Palestine Red Crescent Society”. https://rcrcconference.org/app/uploads/2024/11/34IC_R6-MoU-EN-1.pdf Diese Resolution bestätigt Resolution 4 des Delegiertenrates vom 27. Oktober 2024 zur Umsetzung des Memorandum of Understanding und des Abkommens über operative Vereinbarungen vom 28. November 2005 zwischen dem Magen David Adom in Israel und der Palästinensischen Rotkreuzgesellschaft.
      • Die diesjährigen Resolutionen bekräftigen das Engagement der Bewegung, sich an die sich entwickelnden Herausforderungen in der humanitären Arbeit anzupassen und darauf zu reagieren. Sie befassen sich auch mit neuen Herausforderungen wie psychischer Gesundheit und Pandemievorsorge.
  7. Vizepräsident Dr. Volkmar Schön war Delegationsleiter des Deutschen Roten Kreuzes bei der 34. Internationalen Konferenz (https://www.drk.de/das-drk/drk-verbandsstruktur/praesidium/). Volkmar war auch schon Mal bei uns im Podcast zu Gast: https://www.7gutegruende.de/innenansicht/1. Fachausschuss humanitäres Völkerrecht: https://www.drk.de/das-drk/auftrag-ziele-aufgaben-und-selbstverstaendnis-des-drk/humanitaeres-voelkerrecht-im-kontext-des-drk/kurse-und-gremien/drk-fachausschuss-humanitaeres-voelkerrecht/
  8. Meldet euch zum Newsletter Verbreitungsarbeit des Deutschen Roten Kreuzes an. Er ist immer noch sehr gut!
  9. Generalversammlung der Föderation: https://www.ifrc.org/who-we-are/people-and-structures/ifrc-governance/general-assembly und Strategie 2030 https://www.ifrc.org/who-we-are/about-ifrc/strategy-2030
  10. Michelle Chew im Podcast “People in the red vest” der Förderation: https://www.ifrc.org/podcast/people-red-vest/new-ifrc-youth-commission-leader-young-volunteers-want-real-influence-not
  11. Cyberangriff auf das IKRK 2022: https://www.icrc.org/de/document/cyberangriff-ikrk-was-wir-wissen
  12. Diskussionsstand zu einem digitalen Schutzzeichen in bewaffneten Konflikten: https://www.icrc.org/en/document/icrc-digital-emblems-report
  13. Informationen über das Konzept der vorausschauenden humanitären Hilfe: https://www.drk.de/hilfe-weltweit/wie-wir-helfen/humanitaere-hilfe/
  14. Diplomatische Sprache: https://www.deutschlandfunkkultur.de/sprache-der-diplomatie-kunst-formulierung-100.html
  15. Handbuch humanitäres Völkerrecht des Bundesministeriums der Verteidigung: https://www.bmvg.de/resource/blob/93612/7d6909421eacad4ddc7dcdfdf58d42ca/b-02-02-10-download-handbuch-humanitaeres-voelkerrecht-in-bewaffneten-konflikten-data.pdf
  16. Beitrag des DRK auf Instagram zu den Gremientreffen in Genf: https://www.instagram.com/roteskreuz_de/reel/DCR813csdH0/
  17. Roter Kreis – Enzyklopädie des Rotkreuz-Wissens
    1. Humanitäres Völkerrecht
    2. Internationale Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds
    3. Vertragsstaat
    4. Genfer Abkommen
    5. Internationales Komitee vom Roten Kreuz
    6. Internationale Föderation der Rotkreuz- und Rothalbmondgesellschaften
    7. Nationale Gesellschaft
    8. Genf
    9. Ständige Kommission des Roten Kreuzes und Roten Halbmonds
    10. Delegiertenrat der Internationalen Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
    11. Grundsätze der Rotkreuz- und Rothalbmond-Bewegung
    12. 8. Dezember
    13. Verbreitungsarbeit
    14. Auxiliar
  18. Wikipedia
    1. Präambel
    2. Wikipedia

Rotkreuzereignis des Monats

In dieser Rubrik greifen wir Rotkreuz-Jahrestage des aktuellen Monats auf, die wir der gleichnamigen Kategorie der Rotkreuz-Enzyklopädie roter-kreis.de von Franz Philippe Bachmann entnehmen. Es lohnt sich nicht nur die unerwähnten Jahrestage des aktuellen Monats nachzuschlagen, sondern auch andere Artikel dieses umfangreichen, gut recherchierten und liebevoll gepflegten Werks zu lesen. Übrigens, die Auswahl eines guten Artikels kannst du auch dem Zufall überlassen.

8. Dezember 2005

Vom 8. Dezember 2005 datiert das Zusatzprotokoll III der Genfer Abkommen. Es führt mit dem Roten Kristall ein weiteres Schutzzeichen neben dem Roten Kreuz und Roten Halb­mond ein. Deutschland ratifizierte das Zusatzprotokoll am 17. Juni 2009.


Gäst:innen

Dr. Katja Schöberl

Dr. Katja Schöberl

Dr. Katja Schöberl ist seit 2012 im Generalsekretariat des Deutschen Roten Kreuzes (DRK) in Berlin tätig. Zuvor arbeitete sie unter anderem als juristische Mitarbeiterin für das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) in Genf. Im Dezember 2019 war sie Teil der Delegation des Deutschen Roten Kreuzes zur Internationalen Konferenz des Roten Kreuzes und Roten Halbmondes.

Sie hat Internationale Beziehungen studiert, einen Master in Humanitärem Völkerrecht und einen Doktortitel in Rechtswissenschaften.

In der 20. Folge des Podcasts spricht Martin mit ihr über die Internationale Konferenz und welchen Beitrag diese Konferenz zum humanitären Völkerrecht leistet.

Viereinhalb Jahre und 70 Folgen später stellt sie sich den Fragen von Martin und Gabriel zur 34. Internationalen Konferenz (2024). Die Referentin für Internationale Beziehungen / Advisor Political & Movement Relations war wieder Teil der DRK-Delegation und berichtet von der Konferenz, den Vorbereitungen, den Ergebnissen und ihrer persönlichen Perspektive auf die Internationale Konferenz.

[Foto: DRK, Hintergrund mit KI generativ zum Quadrat erweitert]

Gastgeber

Martin Krumsdorf

Martin Krumsdorf

Martin ist Software Engineer, Rotkreuz-Evangelist, Podcasthörer und Podcaster mit Freude an Musik, Technik, Netzpolitik, Politik, Essen und Gutmenschen.

Er ist – zusammen mit Gabriel Bücherl – Co-Host des Podcasts »7 Gute Gründe« und ab und zu sogar im eigenen Podcast zu Gast. [Foto: Privat]

Gabriel Bücherl

Gabriel Bücherl

Gabriel Bücherl (links im Bild) gehört quasi zum Inventar des Roten Kreuzes in München. Er engagiert sich unter anderem in der Öffentlichkeitsarbeit, der Bildungsarbeit, der Wohlfahrts- und Sozialarbeit und dem Katastrophenschutz. Am liebsten macht er “tolle Projekte mit tollen Leuten”. Dann ist ihm auch der Bereich, in dem das geschieht, fast egal. Als Konventionsbeauftragter des Münchner Kreisverbandes beschäftigt er sich mit dem Humanitären Völkerrecht und der Verbreitungsarbeit.

Er ist – zusammen mit Martin Krumsdorf – Co-Host des Podcasts »7 Gute Gründe« und ab und zu sogar im eigenen Podcast zu Gast. [Foto: privat]